Wo immer von Salzburg die Rede ist, wem fiele nicht als erstes der Name Wolfgang Amadeus Mozart ein ? An musikalischen Talenten hat es in dieser Stadt zwar nie gemangelt - am bekanntesten ist wohl Michael Haydn, der Bruder des großen Joseph Haydn, Freund und Zeitgenosse Mozarts - doch sie alle stehen im Schatten des Genius loci.
Auf einem Gang durch Salzburg - Stadt der Musik - scheint es daher sinnvoll, den Spuren von Mozarts Erdendasein in seiner Geburtsstadt zu folgen.
Die engen Gassen der Bürger in der historischen Altstadt haben über die Jahrhunderte hinweg nichts von ihrem Charme verloren; nahe dem Rathaus weitet sich die Getreidegasse zu einem kleinen Platz. Hier im Haus Nr. 9 der Getreidegasse wurde der Genius am 27. Januar 1756 als Sohn von Leopold und Anna Maria Mozart geboren. Sieben Kinder wurden den Mozarts geschenkt, nur zwei blieben am Leben: Maria Anna Walpurga, genannt "Nannerl", und Johann Chrysostomus Wolfgang Theophilus, der sich später "Amadeus" nannte.
Heute ist Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse - mit der Wohnung der Familie Mozart im 3. Stock - eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs. Musikhebhaber aus aller Welt betreten täglich ehrfürchtig jene Räume, in denen der Salzburger Meister lebte. Im Museum sind die Familienporträts ausgestellt (darunter jenes unvollendete Ölbild seines Schwagers Joseph Lange, das Mozart am Klavier zeigt und 1789 entstand; es kommt dem Aussehen Mozarts am nächsten), Mozarts Kindergeige, seine Konzertgeige, sein Clavichord und sein Hammerklavier sowie Briefe, Noten und persönliche Gegenstände. Das schöne alte Haus beherbergt auch Räume, in denen die bürgerliche Wohnkultur zur Zeit Mozarts veranschaulicht wird, sowie im zweiten Stock die ständige Ausstellung "Mozart auf dem Theater".
Als die Räume in dem alten Haus in der Getreidegasse zu klein wurden, übersiedelte die Familie im Jahre 1773 in ein größeres Haus jenseits des Flusses Salzach, am heutigen Makartplatz 8. In diesem Haus, bekannt als "Mozarts Wohnhaus", schuf Mozart alle Kompositionen seiner letzten Salzburger Jahre (vor dem Umzug nach Wien), über 150 Werke.
Die Wohnräume wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, nur der sogenannte "Tanzmeistersaal", der Konzertsaal der Mozarts, blieb im Original erhalten und beherbergte bis 1993 eine Sammlung alter Musikinstrumente, Noten und Briefe aus Mozarts Leben und Schaffen der Jahre bis 1780. Das Haus wurde nach alten noch bestehenden Plänen rekonstruiert und im Januar 1996 eröffnet; es gilt nicht nur als ein architektonisches Juwel im Stadtteil rechts der Salzach, sondern auch als zweite wichtige und interessante Mozart-Gedenkstätte !
Neben den musealen Schauräumen (hier befindet sich auch das berühmte Familienporträt der Mozarts am Klavier, gemalt von Johann Nepomuk della Croce zwischen 1780 und 1781) und der sehr informativen Tonbildschau über das Leben des Komponisten beherbergt das Haus das einmalige Mozart-Ton- und Filmmuseum sowie einen umfangreichen "Classic Disc Shop" im Erdgeschoß.
Salzburg pflegt die Erinnerung an den großen Sohn mit Liebe und Sachkenntnis. Besucher aus allen Ländern der Erde wandeln auf den Spuren Mozarts durch die schöne Stadt:
In der Großen Aula der 1623 gegründeten Salzburger Universität wurde am 13. Mai 1767 das lateinische Schuldrama "Apollo et Hyacinthus" aufgeführt, dessen Musik der Elfjährige komponierte. In der Residenz des Salzburger Fürsterzbischofs dirigierte Mozart Divertimenti, Symphonien und Serenaden. Musik im Marmorsaal von Schloß Mirabell erklingt heute wie damals, als hier Vater Leopold mit Wolfgang und Nannerl vor dem Fürsterzbischof und seinen geladenen Gästen konzertierte.
In der Erzabteikirche St. Peter erklang am 26. Oktober 1783 erstmals Mozarts c-Moll-Messe; Wolfgang dirigierte, seine Ehefrau Constanze sang die erste Sopranpartie. Hier kann man alljährlich als festliche Veranstaltung im Rahmen der Salzburger Festspiele diese Messe hören und am Vorabend seines Todestages (5.12.) des Meisters Requiem. Über den "Mozartsteg", der als Fußgängerbrücke in anmutigem Bogen die Salzach überspannt, gelangt man im Herzen der Altstadt zum heutigen "Mozartplatz", der seit der Einweihung des Mozartdenkmals im Jahre 1842 diesen Namen trägt.
Im Zentrum des Platzes steht die von dem Münchner Bildhauer Ludwig Schwanthaler geschaffene überlebensgroße Bronzestatue, die Mozart als den "Helden der Musik" verherrlicht.
Nahe zusammen liegen in Salzburg die Zeugnisse vom Leben und Tod der Familie Mozart: Auf dem Friedhof St. Peter, der als einer der schönsten Friedhöfe der Welt gilt, überragt von der Festung Hohensalzburg, finden wir direkt neben der Gruft Michael Haydns das Grab von Mozarts Schwester Nannerl; Vater Leopold und Mozarts Witwe Constanze haben ihre letzte Ruhestätte im Friedhof von St. Sebastian gefunden, der - obgleich an der geschäftigen alten Linzer Gasse gelegen - doch nichts von seiner jahrhundertealten Würde und stillen Schönheit verloren hat.
Das musikalische Erbe Mozarts zu pflegen und zu verbreiten ist eine der vordringlichen Aufgaben der Internationalen Stiftung "Mozarteum" mit Sitz in Salzburg. Bereits im Jahre 1841 wurde aus diesem Grunde der "Dom-Musikverein und Mozarteum" gegründet, aus dem 1870 die Internationale Mozart-Stiftung und 1880 die Internationale Stiftung Mozarteum hervorging. 1914 wurde das heutige Gebäude des Mozarteums feierlich eingeweiht.
Besondere Erwähnung soll die hervorragende Mozart-Bibhothek und das Mozart-Archiv mit vielen Kostbarkeiten aus Mozarts Schaffen (Autographen-Sammlung in Mozarts Wohnhaus) finden.
Bedeutend ist die "Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mozarteum" mit Studierenden aus der ganzen Welt. Das Mozarteum-Orchester Salzburg, eine eigenständige Körperschaft, absolviert zahlreiche internationale Konzerttourneen und ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil im musikalischen Leben der Stadt.
Eine liebenswerte Kuriosität am Rande sollte Erwähnung finden. Im Garten hinter dem Mozarteum befindet sich ein kleines Gartenhäuschen, das unter dem Namen "Zauberflötenhäuschen" bekannt ist. Ursprünglich in Wien nahe dem Theater Emanuel Schikaneders gelegen, soll es u.a. auch Mozart als Ort gedient haben, wo er die "Zauberflöte" vollendete. 1874 nach Salzburg gebracht, erhielt es nach manchem Standortwechsel seinen Platz hinter dem Mozarteum.
Mozarts Musik ist in Salzburg allgegenwärtig: Die Salzburger Festspiele bieten glanzvolle Aufführungen von Opern des Meisters. Seine Werke erklingen bei den Salzburger Schlosskonzerten, den Konzerten auf der Festung Hohensalzburg, bei den großen Orchesterkonzerten und den lieblichen Serenaden, seine Kirchenmusik ist ein fester Bestandteil im sakralen Leben der Stadt.
Das Salzburger Marionettentheater hat vornehmlich Mozartopern im Repertoire und begeistert damit Menschen aus aller Welt. Die Salzburger Mozartwoche im Januar jeden Jahres - zu Ehren des Geburtstages des Komponisten - bildet stets den ersten Höhepunkt im musikalischen Jahresreigen der Stadt.
Mozart starb am 5. Dezember 1791 in Wien; er wurde nur 35 Jahre alt. Seine Sprache, die Sprache der Musik, ist unvergänglich; sie zu pflegen, zu bewahren und Menschen aus allen Ländern der Erde zugänglich zu machen, ist eine der schönsten und wichtigsten Aufgaben Salzburgs !